===TAUSEND EURO pro NACHT zahle ICH nicht - oder - DARUM war ich DORT===
Kurtköy. Strahlende Metropole am Bosporus. In aller Welt bekannt. Okay. Nein. Schlichtweg gelogen. Ganz ehrlich: Hätte niemals gedacht, dass es mich mal irgendwann im Leben dort hin verschlagen würde und wusste auch beim besten Willen nicht, dass es überhaupt eine Ortschaft mit diesem Namen gibt. Bis zu einem denkwürdigen Tag Ende Januar 2013.
Gerade im Winter spielt das Wetter oft nicht mit. Da kann es schon mal vorkommen, dass Flüge ausfallen und man Tage lang irgendwo festsitzt. Genau das ist mir nämlich passiert. Zum Glück war es nur eine Nacht.
Um die Umstände kurz zu umreißen: Da hatte ich doch einen Flug mit Pegasus Airlines gebucht. Die fliegen nicht zum großen Flughafen von Istanbul, sondern zum Istanbul Sabiha Gökçen International Airport. Knapp eine Fahrstunde von Istanbuls Innenstadt entfernt. Leider fand der Flug dann doch nicht statt. Das Hotel für die kommende Übernachtung durfte ich auch selbst zahlen. Weil das offizielle Airport-Hotel nur noch teure Suiten zur Verfügung hatte (ab 1.000 Euro pro Nacht) musste ich natürlich ein Ausweichquartiert suchen. Der freundliche Herr der Zimmervermittlung hielt mir auch sogleich einen bunten Prospekt mit schönen Bildern der Airport Residence Kurtköy unter die Nase. 100 Euro pro Nacht ist mit Sicherheit kein Pappenstiel, aber was sollte ich auch machen. Zumal der Transfer sogar inklusive war.
===Fotos LÜGEN nicht - oder - SO sieht das HOTEL aus===
Die Airport Residence Kurtköy liegt etwa drei Kilometer vom Flughafen Sabiha Gökçen International entfernt. Knappe 10 Fahrminuten. Wobei es sich beim Hotel nicht um ein separates Gebäude handelt. Vielmehr befindet es sich in einem Wohn- und Geschäftshaus. Das hatte beim ersten Anblick nur wenig Ähnlichkeit mit der Computergrafik aus der Werbung des Hotels.
Das Haus, ein großer Betonklotz mit orange-gelben Außenmauern, sah ziemlich heruntergekommen aus. Was wohl hauptsächlich an den vielen bunten Werbe- und Firmenschildern lag die überall an der Front befestigt waren. Die riesige Glaswand vor dem Eingangsbereich hatte man zudem mit der billig aussehenden Aufschrift "belde is merkezi" versehen. Was soviel bedeutet wie "das Zentrum der Stadt". Danke. Nee. Hier würde ich wirklich nicht leben wollen.
Drum herum noch ein paar Großbaustellen wo wesentlich schickere Häuser hochgezogen wurden. Die Straße herunter gleich eine - für meine Begriffe - recht gewaltige Moschee.
Nach dem Betreten des Gebäudes musste zunächst ein langer, mit grellen Neonröhren beleuchteter Gang durchquert werden. Links und rechts kleine Geschäfte, ein Supermarkt, Frisör, Döner-Grill. Alles so billig aufgemacht wie nur irgend möglich. Hin zu einem kleinen Aufzug. Das Ambiente möchte ich mal mit dem Charme eines Hochhauses aus den 70er Jahren vergleichen. Wobei man das Wort Charme in diesem Fall eher vom Wort Schämen ableiten könnte.
Mit dem ebenso uncharmanten, grauen Aufzug ging es dann hoch in die soundsovielte Etage. Dort befand sich die Rezeption. Ein kleiner Raum mit billig aussehender Holztheke und ein abgewetztes, (ehemals) weißes Ledersofa daneben. Wenigstens war man freundlich, hilfsbereit, gab zu allen Fragen bereitwillig Auskunft und sprach sogar deutsch.
Es gab an der Rezeption auch gleich einen Tipp, was wir denn am Abend noch so unternehmen könnten. Hier wurde z.B. das Shopping-Center Via Port genannt wo wir dann auch mit dem Taxi für umgerechnet 4 Euro hinfuhren. Ein modernes Einkaufszentrum im orientalischen Stil mit allerhand (schönen) Geschäften, Restaurants und eigenem Vergnügungspark.
===SCHÖN groß - oder - ENDLICH mal keine ENTTÄUSCHUNG===
Normale Zimmer hat das Hotel scheinbar nicht. Nur Suiten. Laut Internetseite genau 29 Stück davon. Zwischen 35 und 65 Quadratmeter groß. Verteilt über mehrere Etagen des Wohnhauses. Ebenfalls nur erreichbar über den alten, grauen Aufzug. Um Sicherheitsbedenken auszuschließen: Die oberen Etagen konnte man nur mit Hilfe einer Keycard erreichen die auch zur Öffnung der Zimmertür diente.
Zu meinem Erstaunen machte die "Wohnung" dann einen wesentlich besseren Eindruck als der Rest vom Hotel. Insgesamt standen uns ein großer Aufenthaltsraum, ein Schlafzimmer und ein Badezimmer zur Verfügung. Einen Balkon gab es nicht. Der wäre angesichts des Ausblicks auf die knapp 20 Meter entfernte Hochhaus-Baustelle auch nicht nötig gewesen. Der Fußboden war mit Parkett (Holz) ausgelegt. Die Wände weiß gestrichen.
Das Mobiliar vom Stil her geschmackvoll und sogar mit ein paar Design-Elemente versehen. Störend wirkte allein ein langes Rohr, welches in zwei Metern Höhe über dem Sofa offen entlang der Wand verlegt war. In Punkto Sauberkeit hatte man auch gute Arbeit geleistet.
Optimal: Zwei Flaschen Wasser, Tee, Kaffee, Handtücher und allerhand Verbrauchsmaterial (Duschgel, Shampoo, Conditioner, Watte-Pads, Tücher, versiegelt eingepackte Plastik-Becher, Toilettenpapier, Näh-Kit, Hausschuhe) standen für uns kostenlos zur Verfügung.
Ausstattung im Aufenthaltsraum:
Ein großes, aber viel zu weiches, graues Sofa. Beim ersten Reinsetzen hab ich schon gedacht, ich wäre auf dem Boden gelandet. Darüber ein runder Spiegel. Vor dem Sofa ein flauschiger, grauer Teppich mit quadratischem Tisch. An der gegenüberliegenden Wand ein weißes TV-Gerät (Flatscreen) mit Sat-Empfang und Audio-Station. Seitlich vom Sofa eine kleine, schwarz-weiße Küchenzeile (Kühlschrank, Gasherd, Spüle, Wasserkocher), sowie ein schwarzer Tisch mit zwei Stühlen. Künstliche (aber nicht verstaubte) Blumen verliehen dem Raum ein gewisses Flair.
Ausstattung im Schlafzimmer:
Ein großes Doppelbett mit bequemer Matratze und weißem Bettzeug. Das Kissen etwas klein und die Decke etwas dünn, aber vom Körpergefühl her angenehm und frisch duftend. Über dem Bett ein großes Bild. Seitlich vom Bett ein Nachttisch mit Lampe, sowie ein riesiger Schrank (mit braunen Holz- und roten Glastüren).
Kleines Problem Nummer Eins: Im Schlafzimmer war der Platzbedarf etwas beengt. Daher hatte man das Bett fast direkt an die Fensterfront geschoben. Aus dem Bett aufstehen konnte man daher nur zu einer Seite hin. Oder nach vorne.
Kleines Problem Nummer Zwei: Das Hotel ist wahrlich nichts für Frühaufsteher. Pünktlich gegen sechs Uhr am Morgen wurde ich durch den unüberhörbaren Gebetsruf der nahe gelegenen Moschee aus dem Schlaf gerissen. Einem Gebetsruf der unangenehmen Sorte. Was ich in vielen Teilen des Nahen Ostens noch als angenehm empfunden habe, klang bei dieser Moschee so, als hätte der Muezzin eine Kreissäge verschluckt. Sofort stürmte ich aus dem Bett um das Fenster zu schließen. Was aber nicht ging. Denn im Gegensatz zu meiner üblichen Gewohnheit das Fenster in der Nacht auf Kippe zu stellen, hatte ich es hier im Hotel gar nicht geöffnet. Schallisolierung der Fenster daher: Mangelhaft.
Ausstattung im Badezimmer:
Boden und Wände mit sandfarbenen und braunen Fliesen ausgelegt. Teilweise gemustert. Dazu ein schwarzer Waschtisch mit weißem Waschbecken und Spiegelschrank darüber. An der Wand ein Fön. Auf der gegenüberliegenden Seite das WC (normale Ausführung, nicht etwa mit Wasser-Dusche wie in arabischen Ländern oft üblich), sowie ein Abfalleimer und eine Dusch-Kabine. Letztere mit roten, kleinen Fliesen gekachelt. Was recht komisch wirkte. Zumal die verschiebbaren, transparenten Wände der Kabine eher zur Kategorie "Billig-Ausführung aus dem Baumarkt" zählten.
===RESTAURANT - oder - Gibt ES das WIRKLICH...?===
Im Zimmerpreis war auch das Frühstück mit enthalten. Es wurde in Form eines Buffets im Restaurant des Hotels eingenommen. Das Restaurant befand sich direkt neben der Rezeption. Es sah nach dem Betreten aber anders aus, als im Prospekt. Ob das im Prospekt gezeigte Restaurant wirklich im Hotel existierte oder auch nur eine Konzept darstellen sollte, konnte ich leider nicht aufklären. Ich gehe aber mal davon aus, dass in einem solch kleinen Hotel keine zwei Restaurants vorhanden sind.
Scheinbar war das Restaurant ehemals eine normale Wohnung aus der man nur die Wände entfernt hatte. Denn der Raum war überall mit eckigen Stützpfeilern durchzogen. Was den Gesamteindruck etwas störte. Der Boden mit rotem Teppich ausgelegt. Gesessen wurde auf roten und hellen Polstersesseln, sowie Sofas. Das Mobiliar sah gar nicht mal schlecht aus. War nur nicht gut platziert. Das Buffet - für nur 29 Zimmer - vielleicht nicht besonders einfallsreich, aber dafür recht groß. Was ich von einem Buffet erwarte war da (mehrere Sorten Käse, Wurst, Brotaufstrich, Gebäck, Obst, Säfte). Die Anordnung von Speisen und Getränken leider nicht fachgerecht, sondern nur "mal eben" ohne Dekoration nebeneinander gestellt. Hätte man besser machen können. Satt geworden bin ich. Geschmacks-Qualität im Mittelmaß.
===FAZIT- oder - Eine BEWERTUNG fällt mir SCHWER===
Wie heißt noch der gute, alte Spruch: In der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen...? Okay: Ganz so schlimm ist das Hotel natürlich nicht gewesen. Aber ein gravierender Unterschied zwischen Prospekt und Wirklichkeit kann man kaum als positiv auslegen. Daher ist mir die Bewertung recht schwer gefallen.
Die Lage vom Hotel und das Gebäude: Nichts was man den Verwandten später auf Urlaubsfotos gerne zeigen will. Kein Wunder also, dass von der Außenansicht überall nur Konzept-Zeichnungen zu sehen sind. Allerdings waren die Mitarbeiter stets bemüht und freundlich. Was auch nicht als nur aufgesetzte, sondern echte Freundlichkeit herüberkam.
Das Zimmer, bzw. Suite-Apartment war sehr groß. Aber mit 100 Euro pro Nacht eben kein Pappenstiel. Die Ausstattung modern, sauber und in gutem Zustand. Einzig mit der Schall-Isolierung der Fenster war ich unzufrieden.
Das Frühstück besser als ich es für ein so kleines Hotel erwartet hätte. Wobei Restaurant und Buffet nicht wirklich vorteilhaft in Szene gesetzt waren.
Sie fliegen mit Pegasus Airlines (994) - Economy Class
